Zumindest hier bei uns in Deutschland - vielfach ja
bezeichnet, als das Land der großen Dichter und Denker und der dadurch rühmlichen Vergangenheit - ist Gnade oder Fluch einer Erfindung nicht immer so genau zu unterscheiden.
Was wurde schon Großes in unserem Land erfunden und
erdacht. Viele große und kleine Dinge der Technik, der Medizin, der Kultur und des täglichen Lebens. Dinge, die die Welt veränderten, Dinge die uns zu den Sternen brachten, Dinge die Menschenleben schützen oder gar
retten und Dinge, welche einfach “nur” praktisch waren.
Und trotzdem - immer wieder werden in unserem Land neue
Dinge, ob “groß” oder “klein”, entweder nicht angenommen (aus Angst vor dem Neuen?), oder direkt im Keim erstickt (aus Voreingenommenheit?).
Das bekam auch ich, Zeit meines Lebens, vielfach zu spüren.
Viele neue Dinge und Produkte mußten, leider schon im
Vorfeld, wegen fehlender Umsetzungsmöglichkeiten in meiner Jugend, gestrichen werden - leider.
Diese Fessel ärgerte mich derart, daß ich bei der ersten
Möglichkeit, mit 18, eine eigene Firma gründete. Hiermit wurde jetzt die Basis geschaffen, die eine oder andere Idee zu realisieren - zumindest war es so angedacht.
Eine Firma, die sich mit der aktuellen Technik befaßt und
sich zum Ziel gesetzt hat,
neue Ideen in dem recht umfangreichen Bereich der Technik in kleinem Rahmen zu realisieren, um damit dann die Basis zu haben, mit den geschaffenen Mitteln und dem dadurch vorhandene Equipment, die eine oder andere Erfindung umzusetzen. Sie sollte für eine hohe Flexibilität eher klein sein und klein und flexibel bleiben.
Natürlich wurde das Tagesgeschehen um den täglichen Kampf um Wasser und Brot geprägt. Schließlich waren da ja auch schon immer die zwischenmenschlichen und die gesellschaftlichen Belange (Mitarbeiter) zu
berücksichtigen. Dennoch, und das war ja eigentlich mein Vorhaben, sollte trotzdem in vorderster Linie versucht werden, neue Ideen auf den Markt zu bringen.
Allerdings tut sich Deutschland auch hier sehr, sehr schwer.
Um neue Produkte zu realisieren, müssen Teile die man
nicht selber produzieren kann, eingekauft werden. Hierfür werden zuweilen Teile in kleinsten Stückzahlen für einen annehmbaren Einkaufspreis benötigt. Aber - oh je, wie hat sich Deutschland in diesem Punkt
mittlerweile verändert. Hier kennt man anscheinend nur noch Produktionsmengen ab 1000 Stück, wo doch nur zwei oder drei einzelne Teilchen benötigt werden. Der Kommerz läßt grüßen!
Ist dann auch diese Hürde genommen und sind die ersten
Teile verkaufsfertig, läuft man gegen die “Wand” aus Zurückhaltung des Kunden.
Nahezu alle Kunden der Firma wollten und wollen wohl schon
immer etwas Neues. Möglichst etwas völlig Neues, etwas, was noch niemand anderes auf der Welt hat. Ein neues, noch nie dagewesenes Produkt, oder ein neues Verfahren. Schließlich ist etwas Neues toll, weckt
Begeisterung - meint man.
Allerdings sollte es dann auch von Anfang an zumindest
schon alle “Kinderkrankheiten” einer neuen Erfindung hinter sich haben, sich bereits vielfach und über lange Zeit hinweg bewährt haben und es sollte “bodenständig” sein. Von der nachgewiesenen Langzeit-Haltbarkeit
direkt bei Markteinführung einmal ganz abgesehen.
Diese Häufung schließt sich allerdings schon in sich
selbst aus. Es kann nichts Neues geben, was noch niemand kennt und das auf der anderen Seite trotzdem schon von der Allgemeinheit aus jahrelanger Erfahrung heraus, gern gesehen und voll akzeptiert wird. Und das bei
einem Produkt, oder einem Verfahren, welches bis dato noch niemand kannte.
Spannend ist auch die Sache mit der anfänglichen
Produktionsstückzahl eines neuen Produktes.
Ist man sehr überzeugt von dem neuen Produkt (welcher
Erfinder wäre das nach objektiver Betrachtung nicht) und hat, wie wir Anfangs, noch nicht die entsprechende Erfahrung, so stellt man zunächst eine handliche Menge dieses neuen Produktes fertig. Dann rennt man sich
jedoch mit Anlauf die eigene Nase an der “Wand” des Kunden mit dem Ergebnis ein, daß das mit der Markteinführung doch wohl nicht so leicht war wie gedacht - manchmal kommt erst später der Erfolg der Erfindung. Also
wird man auch hier ganz schnell vorsichtiger mit der Startmenge!
Hin und wieder gibt es wohl mal eine Ausnahme - aber leider viel, viel zu selten.
Durch Zufall hatten wir diese Ausnahme letztens bei einem
neuen Elektronikprodukt. Vorsichtiger Mengenstart wie gelernt, mit einer mittleren Erstserie. Dann das Produkt der Öffentlichkeit vorgestellt und “Peng”, bereits nach den ersten Tagen war der gesamte vorgefertigte
Lagerbestand ausverkauft! Eigentlich prima. Sämtliche Marktanalysen waren jedoch mit einem Schlag hinfällig und wir begannen wie verrückt mit der Steigerung der Produktiosmenge. Trotz mehrmaliger Mengensteigerung
hängen wir bis heute immer noch der weiter steigenden Nachfrage hinterher.
Bei der Startmenge den Stein der Weisen zu finden, ist
also das nächste große, schwere Thema.
Trotz alle dem - was haben wir in den vergangenen Jahren
in unserem Hause schon alles erfunden. Dutzende neuer Produkte und eben so vieler, neuer Verfahrensmöglichkeiten.
Und bei jedem einzelnen Produkt immer wieder die gleiche
Herausforderung mit den heruntergelassenen “Schranken” des nicht akzeptierens.
Später, wenn der Kunde die Vorteile des neuen Produktes zu
schätzen weis, das neue Produkt also erst einmal “läuft”, will von diesen “Schranken” niemand mehr etwas wissen. Es wird dann sogar auch gerne von anderen “abzukupfern” versucht. Um so lieber dann, wenn das neue
Produkt oder das neue Verfahren prima vom Markt angenommen wird und so richtig “läuft”.
Stellen Sie sich nur einmal vor, wir haben morgen die
berühmte “Pille” erfunden, mit welcher es möglich wäre, mit Leitungswasser (und “Pille”) Automotoren mit normaler Motorleistung und völlig schadstoffarm zu betreiben - nicht auszudenken, was dann passieren würde!
Gerade wird bei uns das Thema “Energiegewinnung” neu
definiert. Mal sehen wie es damit wieder wird ... Ich bin ja mal gespannt.
Hoffentlich ändert sich der allgemeine Umgang mit neuen
Erfindungen hier in Deutschland recht bald. Es wäre schade, wenn dieses brennende Thema, ebenso wie viele weitere, schon wieder einmal aus “Kleindenkerei” heraus zunichte gemacht würde!
Ich glaube einfach nicht, daß das alles nur in einem anderen (fernen ?) Land möglich sein soll.
Die Umsetzung muß doch nach wie vor auch hier in Deutschland gehen!!!
Na, was meinen Sie, ist eine Erfindung eine Gnade oder ein Fluch?
im Juli 2004
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